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Beitrag von Jobina Schenk

Und auf einmal hatte ich 25 Angestellte.
Eine wahre Geschichte aus dem Leben einer Einzelunternehmerin

Da schaust Du ganz schön komisch, wenn Du eines Morgens aufwachst und eine Email in Deinem Postfach liegt, in welcher ein ziemlich wütender Mitarbeiter sein Gehalt einklagt!
Erst recht, wenn Du Einzelunternehmerin bist!

Ganz verschlafen lese ich die ersten Zeilen: „Als Angestellter ihrer Firma „Life Coach” klage ich mein Gehalt, nebst Zinsen, für die vergangenen 11 Jahre ein …”
Zuerst lache ich und überlege, die Email sofort in den SPAM-Ordner zu kicken. Doch dann beschließe ich, der Sache nachzugehen. Ich öffne mein Profil im Businessnetzwerk XING, klicke unter meinem Namen auf „Life Coach” und lande auf meiner eigenen Unternehmensseite.
Tatsächlich! 25 Mitarbeiter! In meiner Firma!

Jubelnd mach ich mir erstmal einen Kaffee. Ich habe 25 Mitarbeiter! Hach! Wie schön … Es fühlt sich einfach toll an! Was bin ich doch für eine große Nummer!
Ich schwelge noch eine Weile in diesem Gefühl, die Chefin von 25 Mitarbeitern zu sein und dann holt mich der Gedanke ein, dass da gerade einer dieser Mitarbeiter sein Gehalt einklagt. Für 11 Jahre!
Mal davon abgesehen, dass ich 11 Jahre für wirklich übertrieben halte, da ich erst knapp 4 Jahre selbstständig bin, beschließe ich meinem angeblichen Mitarbeiter zurückzuschreiben.

Sehr geehrter Herr M.,
Vielen Dank für ihren freundlichen Hinweis.
Ich habe Ihre Bitte als Anlass genommen, mein Xing-Profil zu überprüfen und konnte feststellen, dass über die Bezeichnung “Life Coach” als Unternehmensname, dieser Fehler passiert ist. Offensichtlich ist jeder mit dieser Berufsbezeichnung meinem Unternehmen zugeordnet worden.
Die Einstellungen zu meinem Einzelunternehmen habe ich entsprechend abgeändert, da ich keine Mitarbeiter beschäftige. Bitte entschuldigen Sie eventuelle Unannehmlichkeiten.

Mit freundlichen Grüßen
Jobina Schenk

Keine 4 Stunden später schreibt er mir zurück. Mit höchster Priorität, seinen Anwalt Herrn T. in Kopie, in bedrohlich gelb markierter Schrift:

Sehr geehrte Frau Schenk
Ich erwarte eine ordentliche Erklärung, nicht nur einen schnelle fix, wobei die 25 Angestellten, was Sie angeboten haben in ihre Xing Profil plötzlich schriftlich verschwinden. Sowas habe ich noch nie gesehen oder erlebt.
… ich erwarte volle Berichte, der volle Offenbarungsgehalt und anschließend Vergütung mit Zinsen.
… bitte entschuldigen Sie eventuelle Unannehmlichkeiten falls ich einen Anwalt eigeschalten muss.
Herr M.

Puh! Jetzt muss ich über den Tellerrand einer Einzelunternehmerin hinausdenken. Ich schließe die Augen und überlege. Soll ich ihn auffordern, mir rückwirkend für 11 Jahre eine Arbeitsleistung zu erbringen? Mir fällt ein, dass man auch mündliche Arbeitsverträge schließen kann. Vielleicht steckt ja auch ein Abmahn-Anwalt hinter Herrn M. und Herrn T.? Immerhin habe ich mein Unternehmen viel größer dargestellt, als es in Wirklichkeit ist. Höchst wettbewerbswidrig! Zwar unwissentlich, aber wie will ich das beweisen?
Einen Versuch wage ich noch und drehe den Spieß um. Ich fordere ihn auf, sich nicht als Mitarbeiter meines Unternehmens auszugeben und dies mit einer ziemlichen kurzen Frist aus seinem Profil zu löschen. Ferner behalte ich mir vor, sofern er Leistungsvorteile mit der Nutzung meines Namens erfahren habe, diese auf gerichtlichem Wege einzuklagen. Seinen Anwalt setze ich gleich in Kopie.
Tags darauf ruft mich sein „Anwalt“ Herr T. an. Er stellt sich mir als der Betreuer von Herrn M. vor und entschuldigt sich gleich tausendfach für seinen Mandanten. Er begründet das Verhalten seines Mandanten mit einer „diffusen Persönlichkeitsstörung“.
☺ Ach ja!
So läuft das, wenn uns diffuse Persönlichkeiten veranlassen, mal etwas größer zu denken. Danke Herr M. ! Für einen Moment hatte ich dieses wunderbare Gefühl, 25 Angestellte zu haben. Vielleicht wage ich es ja – eines Tages.

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